Über einen langen Zeitraum wurde sie akribisch vorbereitet: Die gefürchtete Datenschutzgrundverordnung DSGVO. Doch erst wenige Tage vor ihrem tatsächlichen Inkrafttreten brach flächendeckende Hysterie unter den Betreibern von Websites auf. Allein an den drei Tagen vor dem Stichtag 25. Mai 2018 erreichten mich zahllose Mails von sämtlichen Portal-Betreibern, über die ich etwas gekauft oder gebucht hatte. Etliche hatte ich überhaupt nicht mehr auf dem Schirm. Mit großem Erstaunen stellte ich fest, wie alt viele Daten bereits waren. Eine gute Gelegenheit, lästige Newsletter endlich loszuwerden.
Ähnlich wie mir ergeht es derzeit zahlreichen anderen Usern. Allein in meinem näheren Umfeld erklärten sämtliche Befragte, dass sie froh darüber sind, endlich mal ordentlich aufräumen zu können.
Doch allmählich sickern auch die Befürchtungen der ganz großen Player durch. Facebook, Instagram, WhatsApp, Google, Amazon, Reiseportale – sie alle fürchten enorme Einbrüche. Besonders die Betreiber sozialer Netzwerke rechnen mit Umsatzeinbußen. Gesprochen wird darüber seitens der Verantwortlichen jedoch eher hinter vorgehaltener Hand. Denn die Nutzerdaten der Social Media User sind längst eine eigene – und nun bedrohte – Währung geworden. Es steht zu befürchten, dass die schwarzen Schafe der Branche künftig noch stärker darauf setzen könnten, Werbung an Bots ausliefern zu lassen, um Erfolgsergebnisse zu frisieren. Denn auch Klickbetrug ist mittlerweile zum lukrativen Geschäftsmodell geworden. Voraussichtlich werden die Wellen noch höher schlagen und auch die Möglichkeiten von Programmatic Advertising stark einschränken.
Aber es gibt ja noch andere Gebiete als Neuland. So bietet die Debatte um die DSGVO eine ausgezeichnete Gelegenheit, sich der traditionellen Medien zu besinnen. Das gute alte-neue Radio darf nach wie vor Werbung senden, ohne zuvor eine schriftliche Genehmigung von den Hörern einholen zu müssen. Darüber hinaus darf Radio als eines der ehrlichsten Werbemedien betrachtet werden, da dessen Hörer nicht durch Bots ersetzt werden können. Betrachten wir Studien zur Akzeptanz und zur Werbung in den jeweiligen Medien, so steht Radio nach wie vor am oberen Ende der Skala. Übetroffen werden Radio, TV und Zeitung nur noch von der klassischen Mundpropaganda – die keinesfalls zu verwechseln ist mit Influencer Marketing.
Marketern, die erst in den vergangenen Jahren ihre Positionen eingenommen haben und bislang mit Vorrang auf das Internet gesetzt haben, bietet sich nun die ausgezeichnete Gelegenheit, ihren Fokus zu erweitern. Macher und Vermarkter von Radio/Audio stehen bereit, Funktion, Umsetzung und Erfolg von Radio detailliert darzulegen. Denn Radiowerbung ist nach wie vor unangefochten erfolgreich.